Hate Speech
Hass ist keine Meinung!
Hass im Netz ist vielfältig, allgegenwärtig und hat viele Folgen für die Betroffenen. Hate Speech ist ein Phänomen, dass uns immer wieder und zunehmend begegnet - sowohl bewusst als auch unbewusst.
Aber wie kann ich solche Inhalte erkennen und damit umgehen?
Kann ich etwas dagegen unternehmen oder bin ich machtlos?
Diese Fragen möchten wir in diesem Beitrag beantworten und dir auch ein paar Tipps geben, wie du auf Hassreden im Netz reagieren kannst.
„Was ist Hate Speech?“
„Hate Speech (engl. Hassrede) ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die ihren Ausdruck in gewalttätiger Sprache findet.“*
Das Phänomen Hate Speech beschreibt dabei gezielte Hetze durch menschenverachtende Aussagen, die sich gegen einzelne Personen oder ganze Gruppen von Menschen richtet und sich auf Merkmale wie Hautfarbe, Herkunft, Religion, Alter, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung etc. bezieht.
Dabei wird besonders gewaltbereite und abwertende Sprache benutzt.
- Hate Speech wertet Menschen ab & verletzt die Würde der Menschen.
- Hate Speech ist sehr gefährlich und wird auch von extremistischen Gruppierungen genutzt, um ihre rassistischen und ideologischen Einstellungen zu verbreiten.
- Hate Speech führt dazu, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt insgesamt unter Hass und Diskriminierung leidet.
Im Netz begegnet uns Hate Speech in Form von:
- Kommentaren (mittels Foren, Blogs, Fake-Accounts)
- Bildern (Bild- Unter- und Überschriften, Memes,…)
- Websites (durch das Erstellen und Verbreiten von Inhalten)
*Quelle: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/digitale-zivilgesellschaft/was-ist-hate-speech/
„Wie erkenne ich Hate Speech?“
Hate Speech konkret zu definieren ist nur schwierig möglich, denn, wann Aussagen zu Hate Speech werden, ist auch immer vom Kontext abhängig. Zudem kann es schwierig sein Hate Speech zu erkennen, weil die Ersteller*innen ihre Inhalte oft in Form von Fake News und Verschwörungserzählungen als Fakten tarnen.
Dennoch gibt einige wiederkehrende Muster, die von Hatern und Trollen genutzt werden, um Hassreden zu verbreiten, indem sie z.B.
- Verallgemeinerungen nutzen (Alle……sind……).
- bewusst Falschaussagen verbreiten.
- Hassbotschaften mittels Humor und Ironie tarnen.
- bestimmte Gruppen von Menschen beschimpfen und beleidigen.
- herabwürdigender Begriffe, sexistische oder rassistische Beleidigungen verwenden („Schwuchtel“, „Schlampen“, „Kanake“).
- Gegenüberstellungen zwischen „Wir“ und „Die“ aufstellen.
- Verschwörungserzählungen und Schuldzuschreibungen verbreiten.
„In welchen Formen begegnet uns Hate Speech?“
Hate Speech kann sehr unterschiedlich aussehen und sich geschickt tarnen.
Uns begegnet Hassrede beispielsweise…
…in Form von Kommentaren:
• in geschlossenen Gruppen auf Internetplattformen, wie zum Beispiel auf Facebook, WhatsApp oder Telegram
• in sozialen Netzwerken: auf Facebook, Instagram oder Twitter
• in Foren zum Beispiel zu bestimmten Interessen oder Hobbies
• in den Kommentarspalten zu Artikeln auf Websites und Blogs
…in Form von Bildern:
• als Bildunterschrift oder Bildtext
• durch das Entfernen des Kontextes in dem das Bild entstanden ist
• durch Memes und GIFs
…auf Websites & Blogs
…mit Hilfe von Fake-Accounts:
• um „anonym“ zu mobben oder verhetzen
• um Hassbotschaften in fremden Namen zu verbreiten
• um Vorurteile zu verstärken
• um sich vermeintlich ‚sicher‘ unter anderem Namen zu fühlen
„Warum ist Hate Speech gefährlich?“
Wenn Beschimpfungen o.ä. nicht widersprochen wird, sinkt die Empörung darüber. Die abwertende Aussage gilt plötzlich als „normal“, weil man ihr immer wieder begegnet.
Die Folgen spüren nicht nur die Betroffenen, die Stimmung in der ganzen Gesellschaft wird feindseliger. Gewaltbasierte Sprache entwickelt sich so zum „Mainstream“ und daraus resultierend leidet der gesellschaftliche Zusammenhalt insgesamt unter Hass und Diskriminierung.
Darüber hinaus nutzen rechtsextreme und rechtspopulistische Akteur*innen digitale Räume, um menschenverachtende und rassistische Einstellungen zu verbreiten. Sie besetzen gezielt Themen, rekrutieren Anhänger*innen und verbreiten menschenfeindliche und antidemokratische Propaganda.
Im schlimmsten Fall führt dies auch zu konkreter Gewalt – nicht mehr nur online sondern auch offline.
„Aber ist Hate Speech nicht einfach Meinungsfreiheit?“
Die Antwort lautet: Nein!
Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, alles zu sagen, was möglich ist.
Meinungsfreiheit ist kein absolutes Recht: Sie findet ihre Grenzen, sobald die Würde eines Menschen angegriffen wird. In diesem Fall hat der Persönlichkeitsschutz der Betroffenen den Vorrang.
Weltweit schützen Gesetze und gesellschaftliche Werte vor Diskriminierung:
Niemand darf aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Behinderung diskriminiert werden.
Niemand muss Hassreden akzeptieren oder aushalten.
Natürlich kann jede und jeder im Netz seine Meinung sagen; die meisten von uns
schaffen das aber spielend, ohne die Rechte anderer zu verletzen. Wer verbal
Menschen herabsetzt, beleidigt und bedroht, pfeift auf die Menschenrechte und
begeht eine Straftat.“*
*Quelle: no-hate-speech.de/de/wissen/
„Was kann ich gegen Hate Speech tun?“
Das erste und wichtigste, was du gegen Hate Speech tun kannst, ist nicht mitzumachen und die Inhalte nicht weiterzuverbreiten.
Hassrede darf nicht hingenommen oder ignoriert werden.
Du kannst einschreiten und kontern!
- Wichtig dabei ist, dass du sachlich bleibst!
- Argumentiere gegen Hate Speech und beziehe Stellung!
- Sei dabei faktenbasiert und ziehe Quellen hinzu.
- Nutze Humor, Memes und GIFs (auf www.no-hate-speech.de) gibt es z.B. eine Vielzahl an Memes und GIFs, die man sich runterladen kann).
- Hol dir Hilfe und animiere Freunde, Bekannte ebenfalls Stellung zu beziehen.
- Melde Hasskommentare. Hierfür gibt es spezielle Meldestellen, die wir dir weiter unten aufgelistet haben.
- Außerdem kann man gegen Hassreden Anzeige bei der Polizei erstatten.
- Weitere Tipps, um auf Hate Speech zu reagieren, findest du in unserem Interview mit Marina Dirks und in unserer Linksammlung.
„Macht es denn überhaupt Sinn gegen Hate Speech Anzeige zu erstatten?“
Ja! Hasskommentare werden zunehmend strafrechtlich verfolgt. Wie bei einer Anzeige verfahren wird und ob es zu einer Strafe für die Hater kommt, entscheidet zwar immer das Gericht – dies sollte aber niemanden davon abhalten eine Anzeige zu erstatten.
Denn Volksverhetzung, Beleidigungen und Drohungen sind in Deutschland definitiv Straftaten - und jede Strafanzeige trägt dazu bei, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für das Problem „Hass im Netz“ zu stärken.“
(Vgl.: www.no-hate-speech.de/de/wissen/)
Wie kann ich eine Anzeige gegen Hasskommentare stellen?
Für eine Anzeige kannst du dich an die Polizei oder Staatsanwaltschaft des Bundeslandes wenden, in dem du wohnst. Die Kontakte der Länder-Polizei-Behörden und Internetwachen sind unter www.polizei.de nach Bundesländern aufgelistet.
Eine Anzeige ist auch online möglich.
Wer eine Anzeige erstattet und nicht direkt betroffen ist, erfährt - wenn er nicht persönlich nachhakt - in der Regel nichts mehr von dem Ermittlungsverfahren. Die Polizei ermittelt dennoch weiter!
(Vgl.: www.no-hate-speech.de/de/wissen/)
Wo kann ich Hasskommentare online melden?
Meldestellen:
App gegen Hass – Mach mit und werde MeldeHeld*in:
Wer unsicher ist, ob ein Kommentar unter das Jugendschutzgesetz fällt, kann sich an außerdem an www.jugendschutz.net wenden.
„Wo finde ich Hilfe?“
Mittlerweile gibt es einige Anlauf- und Beratungsstellen, die sich mit dem Thema Hate Speech beschäftigen und Betroffene unterstützen.
Einige haben wir dir zusammengefasst:
Beratungs- und Anlaufstelle in Solingen:
Diakonisches Werk Solingen-Integrationsagentur
Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit (ADA)
Die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit Solingen (Servicestelle ADA) ist Teil der Integrationsagentur im Diakonischen Werk Solingen. Das Büro befindet sich im Beratungs- und Orientierungszentrum Flucht-Punkt in der Solinger Nordstadt.
Die Servicestelle ADA ist eine Anlaufstelle für Betroffene rassistischer Diskriminierung, Institutionen, Organisationen und Vereine, die mit der Thematik und Problematik von Diskriminierung und Rassismus konfrontiert sind bzw. sich damit auseinandersetzen.
Betroffene haben die Möglichkeit sich persönlich oder auch anonym an uns zu wenden.
Flyer Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit (pdf)
Flucht-Punkt!
(Beratungs- und Orientierungszentrum)
Konrad-Adenauer-Str. 3
42651 Solingen
Web: www.ada-diakonie-solingen.de
Mail: ada@evangelische-kirche-solingen.de
Ansprechpartnerin:
Johanna Esch
Tel.: 0212 231 341 66
Mobil: 0176 54754998
Mail: johanna.esch@evangelische-kirche-solingen.de
Online Beratung und Unterstützung:
- HateAid: Die Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt
www.hateaid.org - jugend.support: Hilfe bei Stress im Netz
www.jugend.support/unangenehmes-extremes/hass-im-netz/
Quellen, weiterführende Links und Infos:
- No Hate Speech Movement: (no-hate-speech.de)
• www.no-hate-speech.de/de/kontern/fuer-gegen-alle-hate-speech/
• no-hate-speech.de/de/wissen/ - Amadeo Antonio Stiftung (www.amadeu-antonio-stiftung.de)
• www.amadeu-antonio-stiftung.de/digitale-zivilgesellschaft/was-ist-hatespeech/ - Bundeszentrale für politische Bildung:
• www.bpb.de/252408/strategien-gegen-hate-speech - Polizei:
• www.polizei-beratung.de - Klicksafe:
• www.klicksafe.de/themen/problematische-inhalte/hate-speech/hatespeech-
und-cyber-mobbing/
• www.klicksafe.de/rechtsextremismus/wie-koennen-rechtsextremeinhalte-
gemeldet-werden/ - Initiative Schau hin!
• www.schau-hin.info/tipps-regeln/tipps-gegen-hass-im-netz - Jugendschutz.net
• www.hass-im-netz.info - Saferinternet.at:
• www.saferinternet.at/fileadmin/categorized/Materialien/Aktiv_gegen_Ha
sspostings_Leitfaden.pdf
• www.saferinternet.at/privatsphaere-leitfaeden/